Bundeswehr: Aufstellung der für Tierversuche verwendeten und getöteten Tiere ist nicht vollständig

Mindestens 2,47 Millionen Euro gab die Bundeswehr in den Jahren 2012 bis 2019 für Tierversuche aus – weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit an externe Einrichtungen ausgelagert. Die bei Universitäten und anderen öffentlichen oder privaten Forschungsinstituten in Auftrag gegebenen Versuche finden jedoch in der Aufstellung „Anzahl der Versuchstiere in Einrichtungen der Bundeswehr“ im Tierschutzbericht der Bundesregierung keine Berücksichtigung, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine aktuelle Kleine Anfrage der Linkspartei hervorgeht.
Einer dem Antwortschreiben beiliegenden Übersichtstabelle ist zu entnehmen, dass zwischen 2000 und 2019 7.507 Tiere in internen Versuchen der Bundeswehr „verwendet“ wurden. Allein 2019, den darin derzeit aktuellsten Daten, wurden Versuche an 294 Ratten, 48 Meerschweinchen, 28 Hunden, 18 Mäusen, 5 Schafen und zwei „anderen Fleischfressern“ durchgeführt. Die im Papier zusätzlich erwähnten 18 Makaken, 9 Marmosettes und 9-12 Schweine finden in der tabellarischen Aufstellung keinerlei Erwähnung, da die Experimente extern, u.a. am Deutschen Primatenzentrum Göttingen, durchgeführt wurden – dass Versuche an Affen und Schweinen von der Bundeswehr beauftragt wurden, lässt der Tierschutzbericht der Bundesregierung somit nicht erkennen.
Gemäß § 7 Abs. 3 TierSchG sind Tierversuche zur Entwicklung oder Erprobung von Waffen, Munition und dazugehörigem Gerät verboten und dürfen – auch im Auftrag – nicht von der Bundeswehr durchgeführt werden. Dennoch wurden Nagetiere und Krallenaffen mit Nervenkampfstoffen, wie Senfgas, Soman und VX, vergiftet, oder hohen Strahlendosen ausgesetzt. Obwohl 2015 ein Versuch zum Nervenkampfstoff VX an Meerschweinchen aufgrund zu hoher Belastung nicht genehmigt wurde, fanden ähnliche Versuche in den Jahren 2013 bis 2015 statt.
Daneben werden im Auftrag der Bundeswehr seit 2004 besonders schockierende „Life Tissue Trainings“ durchgeführt; Versuche im Rahmen eines jährlichen Lehrgangs im Bereich der Ausbildung „Einsatzchirurgie“, bei denen in sogenannten „chirurgischen Übungen“ Schweine bei lebendigem Leib verstümmelt werden, um Kriegsverletzungen zu simulieren.
Diese Herangehensweise ist nicht nur ethisch verwerflich, sondern aufgrund der Spezies-Unterschiede für Humanchirurgen auch absolut gefährlich, da sie – u.a. durch die divergente Anatomie – zu Fehleinschätzungen führen kann. Man muss bedenken, dass hierbei erlernte Methoden später unter Einsatzbedingungen am Menschen Anwendung finden. Zielführend sind moderne, humananatomische Computermodelle und Simulatoren (wie z.B. TraumaMan), die menschliche Vitalwerte, Blutungen und mögliche Komplikationen lebensecht abbilden.

Zum Wohl von Mensch und Tier und für eine wissenschaftlich-fundierte Ausbildung fordern die TierVersuchsGegner Berlin und Brandenburg e.V. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer nachdrücklich auf, sämtliche Tierversuche zu Forschungs- und Übungszwecken sofort einzustellen.

Bild: Jo-Anne McArthur, We Animals Media
Quellen:
https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/270/1927012.pdf
https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/infos/allgemeine-infos/allgemein/482-kriegsforschung-an-tieren
https://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen/artikel/48535/todliche-tierversuche-bei-der-bundeswehr-jahrlich-sterben-hunderte-tiere
https://www.peta.de/presse/peta-fordert-op-uebungen-der-bundeswehr-an-lebenden-schweinen-einzustellen-1/
https://www.simulab.com/traumaman/about