Biochemikerin setzt bei Kontaktlinsentest auf 3D-Druck statt Tierversuche

Wer schlecht sehen kann, greift häufig auf Kontaktlinsen zurück. Dass für die Entwicklung der Linsen aber Tierversuche gemacht werden, ist vielen Menschen nicht bewusst. Die Biochemikerin Dagmar Schneider will dies mit ihrem Lübecker Unternehmen Nandatec nun ändern.

Bisher müssen für einen Test, ob Kontaktlinsen für den menschlichen Träger verträglich sind, immer noch Kaninchen “benutzt“ werden. „Die haben große Augen, das ist besser für das Handling“, sagt Dagmar Schneider. Die Versuche sind extrem grausam. Mit 47 Prozent ist die Übertragungsrate der Unbedenklichkeitstests auf den Menschen zudem völlig ungenügend.

Die Wissenschaftlerin Schneider, die Tierversuche grundsätzlich ablehnt, setzt daher in ihrer Firma auf eine Methode, für die kein Tier mehr leiden muss. Mit Hilfe eines 3D-Druckers kann sie ein Augenmodell mit den exakten Eigenschaften der behandelten Person  erstellen. Das Kunstauge wird dann mit menschlichen Zellen, die u.a. aus Blutzellen stammen, und der Linse zusammengebracht und anschließend für 4 Stunden in eine Box gelegt. Hier zeigt sich dann, ob es zu einer unverträglichen Reaktion kommt. Die hierdurch gewonnenen Daten sind mit 70-prozentiger Übertragbarkeit der Unbedenklichkeitstests wesentlich höher als beim Tierversuch. Mittels eines Vorabtests mit den Zellen könnte die Quote sogar auf 84 Prozent gesteigert werden.

Da der bisher für die Verträglichkeit von Kontaktlinsen vorgeschriebene Tierversuch künftig in der EU verboten werden soll, besteht eine sehr reelle Chance, dass sich die tierversuchsfreien Testvarianten von Dagmar Schneider zukünftig in der Forschung etablieren.

Quelle: 10.03.2020  https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Kontaktlinsen-3D-Drucker-statt-Tierversuche,tierversuch108.html