Einstein-Zentrum geht am 1. Juli an den Start

Im Juli 2020 wurde der Antrag eines Vorbereitungsmoduls des Einstein-Zentrum 3R genehmigt, nun endlich auch seine Finanzierung! Mit ca. 5,3 Millionen Euro fördert die Einsteinstiftung das neue Zentrum für Alternativen zu Tierversuchen.

Obwohl Tierversuche in der Biomedizin derzeit für unverzichtbar erscheinen, sind diese eigentlich sehr unzuverlässig, so Prof. Jens Kurreck , Professor für  Angewandte Biochemie an der TU und einer der drei Koordinator*innen des Zentrums.

Ziel des Zentrums sei es, Tierversuche durch 3D – Modelle aus menschlichen Gewebekulturen zu ersetzen. Kurreck nutzt mit seinem Team das neue Verfahren“ 3D – Biodruck“. Es druckt Organmodelle aus lebenden menschlichen Zellen. Prof. Kurreck verweist noch einmal darauf, dass 90% aller Wirkstoffe, die sich im Tierversuch als  vielversprechend herausgestellt haben , beim Menschen scheiterten. In der Krebsforschung sind es sogar 97%.

Wir wissen, für viele Krankheiten wie z.B. Alzheimer gibt es bislang trotz jahrzehntelanger Forschung am Tier keine Heilung, alle Medikamente fielen beim Menschen durch. Nach Jens Kurreck muss die Kreativität von Forschenden in Experimente gesteckt werden, die mit menschlichen Zellen arbeitenGenau das haben sich die Wissenschaftler*innen am Einstein – Zentrum vorgenommen.

Ein eigenes Gebäude gibt es nicht. Das Einstein-Zentrum umfasst Forschungsgruppen an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der Freien Universität Berlin, der Humboldt – Universität zu Berlin und der Technischen Universität Berlin.

Es steht in enger Kooperation mit dem Berlin Institute of Health in der Charité, dem Max – Delbrück – Centrum für molekulare Medizin, dem Bundesinstitut für Risikobewertung und dem Robert Koch-Institut.

– In der Planung sind Forschungs- und Querschnittprojekte zu Darm, Lunge, Leber, Hirn und zur neuromuskulären Verbindung. (Brücke zwischen Nervenzelle und Muskel)

– Besonders feine Strukturen, z.B. Geflechte mit künstlichen Adern, werden durch ein Verfahren zur Verfestigung mittels eines Lasers verfolgt. So entsteht z.B. ein bis einem Quadratzentimeter großes und ein Millimeter hohes Gebilde, das aus vielen Zelltypen bestehen kann. Hier könnten sich erstmalig das Wechselspiel zwischen lebendigen menschlichen Leberzellen und der umgebenden Blutgefäße in drei Dimensionen untersuchen lassen.

– Ein Lungenmodell ist in Arbeit. Es soll im Sommer in einem Hochsicherheitslabor an der Charité oder der FU für Forschung mit Coronaviren genutzt werden.

Die Forschenden drucken die Organmodelle im neuen Verfahren 3D – Biodruck. Dieses ist ein besonderes Merkmal innerhalb des neuen Zentrums. Der Druck besteht aus menschlichen Zellen und einem Hydrogel –  die Biotinte. Sie wird von einer Düse Schicht für Schicht aufgetragen und durch Zugabe von Kalziumionen verfestigt.

Die Biotinte – ein dringend zu lösendes Problem

Die Biotinte benutzt tierische Ausgangsmaterialien. Dadurch zwingt sie zu großen Herausforderungen ethischer und medizinischer Art, die dringend gelöst werden müssen. Das wurde von den Forschenden erkannt und in Angriff genommen.

– Die Gelatine, an der die Zellen haften können, soll durch Zellulose zum einen und Chitosan zum anderen, beides pflanzlich, ersetzt werden.

– Das sogenannte Matrigel, welches den Zellen als Wachstumsgrundlage dient,  wird aus Mäusen gewonnen.  Es soll aus  Zwischenraumgewebe menschlicher Plazenta ersetzt werden, das bei Geburten im Krankenhaus als Abfall anfällt.

– Die Nährmedien bestehen bislang aus fötalem Kälberserum. Seine Gewinnung entsteht in einem extrem grausamen und leidvollem Prozess. Ein Stoffgemisch mit Insulin ist in Arbeit.

 

Wir freuen uns riesig über diesen lersehnten,  richtige Richtung   Schritt in Berlin. Bereits 2013 hat Prof. Horst Spielmann den Parteien im Berliner Abgeordnetenhaus empfohlen, Berlin zur Hauptstadt der Alternativen zu Tierversuchen zu machen, da Berlin schon damals hervorragend dafür aufgestellt war.

Wir halten jedoch eine Förderung von 5,3 Millionen Euro bis zum Ende von 2026 für viel zu gering. Dazu kommt, dass eine der Voraussetzungen dafür eine im Jahr 2024 durchgeführte Zwischenevaluation durch die Wissenschaftliche Kommission der Einstein Stiftung ist.In Anbetracht des Geldes, welches unaufhörlich jährlich in Tierversuche fließt, geradezu lächerlich.

Mindestens 60 Millionen uro wurden in den letzten Jahren für Forschungsbauten, Labore und Tierhaltungseinrichtungen in Berlin-Zehlendorf ausgegeben. Eine Zwischenevaluierung fand dort, wie sollte es auch ein, niemals statt.

Wir wünschen und hoffen, dass mit diesem Zentrum eine neue Generation von Forscher*innen heranwächst – weg vom Tierversuch, hin zur modernen, humanrelevanten Forschung!

 

 Quellen: https://nachrichten.idw-online.de/2021/06/15/neues-einstein-zentrum-fuer-alternative-methoden-zu-tierversuchen-erhaelt-millionenfoerderung/?groupcolor=4
https://www.deutschlandfunk.de/organe-aus-dem-3d-drucker-schwierige-suche-nach-einer.676.de.html?dram:article_id=463178
https://www.berlin.de/sen/archiv/justv-2011-2016/2013/p0
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