Entsetzen ohne Ende – Vogelschutzzentrum gibt zahme Krähen an Versuchslabor ab

Wer die Pressemeldungen über Versuche mit Rabenvögeln des Instituts für Neurobiologie der Universität Tübingens verfolgt hat, kann nur fassungslos den Kopf schütteln. Die Versuche an sich – absolute Neugier oder Hobbyforschung. Es erschließt sich auch in weiter Ferne keinerlei Therapie für den kranken Menschen, zumal es längst humanrelevante Methoden gibt, die Aufschlüsse zu Vorgängen im Gehirn vermitteln.

Forschende suchen in der Grundlagenforschung einen bestimmten Erkenntnisgewinn. Oft wählen sie hierfür eine bestimmte Tierart, an der sie wieder und wieder forschen. Die Grundlagenforschung macht es so möglich, jeder scheinbar noch so abstrusen Fragestellung nachzugehen, in Fachjournalen zu veröffentlichen. Mit Auszeichnungen klopft man sich gegenseitig auf die Schulter.

Unfassbar, was Recherchen des Magazins Spiegel und Soko Tierschutz jetzt aufdeckten: Nabu (Naturschutzbund) gibt seit Jahren seine zu zahm gewordenen Problemvögel an das Institut der Neurobiologie ab und behauptet, von invasiven Versuchen nichts gewusst zu haben. Die Abgabe sei nur zu Zuchtzwecken gewesen, niemals hätte man finale, höchst belastende Tierversuche vermutet. Naiv, dumm oder gerissen?

Versucht der Laie über Tierversuche mit Krähen oder Rabenvögeln auf AnimalTestInfo* Auskunft zu finden, wird er, wenn auch nur sehr begrenzt, in den Jahren 2014, 2015,2017 und 2020, Stichwort Grundlagenforschung, andere Vögel, fündig.

Obwohl sich das Gehirn der Krähen grundsätzlich von dem der Säugetiere unterscheidet, sind diese Tiere zu hohen kognitiven Leistungen fähig.

Wer die Tiere beobachtet, zu diesen wilden Gesellen Kontakt pflegt, weiß, wie schnell sie lernen, welche erstaunlichen Leistungen sie vollbringen. Sie merken sich Gesichter und Automarken, erkennen Farben, aus größeren Hundegruppen heraus erkennen sie schnell Freund oder Feind und laufen in froher Erwartung lange, schmale Waldwege für ein oder mehrere Leckerlis mit.

Sie beobachten scharf, heben Topfdeckel, entriegeln Türen. Dieses sind nur einige Dinge, die jeder Mensch im Umgang mit ihnen schnell herausfinden kann. Bewunderung und Achtung vor allem Leben! Das muss reichen.

Tierexperimentell Forschenden reicht das leider nicht. Da werden die Gehirne von weiteren Vogelarten aufgeschnitten, die Gehirnzellen gezählt und verglichen. Dafür sterben Krähe, Graupapagei, Nymphensittich, Zebrafink oder auch der afrikanische Strauß. (2014 – Quantifizierung von Neuronen in Rabenvögeln, AnimalTestInfo)

Im Labor werden die Gehirne der Krähen zur Erforschung kognitiver Leistungen verkabelt, Elektroden durch Bohrlöscher in das Hirngewebe eingelassen, um die Aktivität von Hirnzellen zu messen. Unter größtem Hunger müssen sie optische Reize auf Fotos oder Bildschirmen wiedererkennen, mit dem Schnabel richtig anpicken und erhalten dafür etwas Futter. Sie lernen schnell, „arbeiten“ mit, stundenlang, verzweifelt, um an Futter zu gelangen. Der Begriff Folter scheint nicht weit entfernt.

Die Versuche werden in ähnlicher Form wiederholt und abgewandelt. Tiere sind Objekte, ihr Leben hat anscheinend keinen Wert. Ihre Leiden werden ignoriert.

Ärzte gegen Tierversuche e.V. berichtete bereits von den Versuchen 2014, forderte die sofortige Beendigung.

2020 wurde der letzte Versuch bei AnimalTestInfo aufgeführt. Alle 50 Krähen wurden am Ende des Tests getötet.

Soko Tierschutz hat Ende April Anzeige erstattet. Zum einen besteht der Verdacht, dass Nabu weit mehr Krähen an das Institut für Neurobiologie abgegeben hat als behauptet. Zum anderen muss für Tiere, die nicht für einen Versuch gezüchtet wurden, eine Ausnahmegenehmigung beantragt werden. Diese kann bewilligt werden, wenn auch die Person oder die die Tiere abgebende Institution für die Versuche ihre Einwilligung erteilt. Die Ausnahmegenehmigung wurde durch die bereitwillige Zusammenarbeit mit Nabu erteilt, so Prof. Dr. Andreas Nieder, Leiter des Instituts für Neurologie der Uni Tübingen.

Auch wir fordern einen sofortigen Stopp dieser Versuche und werden Nabu nach dem Verbleib und der Abgabe aller Schutzbefohlenen befragen.

Quelle: 26.04.2021, SOKO Toerschutz e.V., NABU-Skandal um Tierversuche mit geretteten Krähen