Erste Verbandsklage gegen Tierversuche

Der Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. (bmt) hat eine Verbandsklage gegen Tierversuche eingereicht. Es handelt sich dabei um die bundesweit erste gerichtliche Einwendung im Rahmen des Tierschutzverbandsklagerechts gegen einen Tierversuch. Die Klage richtet sich gegen genehmigte Hirnforschungsversuche an Primaten in Baden-Württemberg. Der bmt hält nicht nur den Belastungsgrad für zu niedrig eingestuft, sondern kritisiert zudem auch die angewandten Zwangsmethoden, die mit erheblichen Leid für die Tiere verbunden sind.

Die TierVersuchsGegner Berlin und Brandenburg e.V. lehnen ebenso wie der bmt Tierversuche grundsätzlich ab, aus ethischen, aber auch aus medizinischen Gründen. Kein Tier darf für menschlichen Nutzen gequält werden.

Versuche an Primaten erscheinen besonders perfide. Primaten stehen uns biologisch sehr nah. Sie empfinden genauso wie wir: Freude, Trauer, Enttäuschung, Angst, Spaß. Sie denken, können Schlüsse ziehen. Erschreckend, wenn Forschende nicht einmal hier ein ethisches No Go sehen.

Zwei besonders abstoßende Orte der Tierversuche sind das Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen und das LPT in Hamburg. In Tübingen wurden Rhesusaffen über Monate stundenlang mit angeschraubtem Kopf durch größten Durst dazu gezwungen, Aufgaben am Bildschirm zu erfüllen, während Elektroden über ein Bohrloch in ihrem Schädel Hirnaktivitäten aufzeichneten. Bei richtigem Tastendruck gab es einige Tropfen Flüssigkeit. Die Qual der Tiere kann Jahre dauern. Mit Menschen verglichen würde man dieses als Folter bezeichnen. Im April 2017 wurden die Versuche auf Druck der Öffentlichkeit beendet. Ein Nutzen für kranke Menschen wurde nicht erkannt.

Die Bilder des LPT Hamburgs gingen um die Welt. Zutiefst verstörend die Undercover Aufnahmen der Qualen der Affen, Bilder von hilflosen Tieren, fast wahnsinnig vor Angst und Schmerz, eine Tätowierungsnummer auf der Brust. Sie führten der Öffentlichkeit die Wahrheit vieler Tierversuche noch einmal deutlich vor Augen und sorgten für einen weltweiten Aufschrei.

Doch die Qual der Tiere beginnt nicht erst im Labor . Viele Primaten werden aus ihrer natürlichen Umgebung gefangen und in Labore der ganzen Welt transportiert. Der Stress, die Angst und das Leid ist so hoch, dass etliche Tiere bereits auf dem Weg zum Versuch sterben. Air France ist die letzte große europäische Fluggesellschaft, die diese Transporte von Tieren in Versuchslabore durchführt. Die TierVersuchsGegner protestieren daher schon seit vielen Jahren regelmäßig in Tegel gegen die Tiertransporte der Fluglinie Air France.

Unendlich viele Unternehmen profitieren weltweit durch Tierversuche. Solange sie gesetzlich erlaubt sind und kein verbindlicher, zeitnaher Ausstiegsplan erstellt ist, bleibt der Kampf gegen die medizinisch fragwürdige, grausame und unethische Praxis bestehen. Die Forderung ist eine humanbasierte, tierversuchsfreie Forschung.

Eines der Mittel, das Tierschutzvereinen nun zur Verfügung steht, ist die Verbandsklage. Sie erlaubt es anerkannten Tierschutzorganisationen im Namen der gequälten Tiere zu klagen, sollten Zweifel an der rechtmäßigen Durchführung eines Versuches bestehen.

In Berlin wurde dasTierschutzverbandsklagegesetzim vergangenen August beschlossen. Berlin ist damit das achte Bundesland mit einem Verbandsklagerecht.

Quellen: bmt, Tierschutz-Verbandsklage gegen Primatenversuche in Baden-Württemberg, Ärzte gegen Tierversuche e.V., Affenqual in Tübingen , Bild: Jo-Anne McArthur