Über 20 Jahre gingen Menschen europaweit auf die Straßen, um gegen Tierversuche für die scheinbare Sicherheit von Kosmetika und deren Inhaltsstoffe zu protestieren. Quälen und Töten für die Schönheit, das ging gar nicht.
2007 war die neue Chemikalienverordnung REACH in Kraft getreten. Bis 2018 mussten alle sich auf dem Markt befindenden Chemikalien getestet werden, in der Regel an Tieren. Dazu gehörten auch die sogenannten Altchemikalien, die bereits vor 1981 auf dem Markt waren und deren Unbedenklichkeit sich gegenüber gesundheitlichen Schäden seit Jahrzehnten erwiesen hatte.
Unzählige Tierversuche wurden nun gemacht. Mit umfangreichen Datensätzen wurden sie bei der ECHA (Europäische Chemikalienagentur) registriert. Die ECHA verlangte teilweise auch neue Tests für Inhaltsstoffe, die ausschließlich in der Kosmetik verwendet werden, in ihrer Anwendung längst als sicher galten. Die Vorschrift der Testung durch Tierversuchen ist hierfür von der produzierten Menge abhängig.
Der permanente Protest gegen Tierversuche für kosmetische Inhaltsstoffe hatte Erfolg. 2009 untersagte die EU, kosmetische Inhaltsstoffe und ihre Endprodukte an Tieren zu testen. Das betrifft ausschließlich Stoffe, die nur in der Kosmetik verwendet werden, kaum 10 % der gesamten Inhaltsstoffe eines kosmetischen Produkts.
2013 erfolgte dann ein Handelsverbot in der EU von an Tieren getesteten kosmetischen Inhaltsstoffen. Sehr schnell wurden daraufhin tierversuchsfreie Tests entwickelt, um Lücken zu schließen und Kosmetik bedenkenlos auf den Markt bringen zu dürfen. Die tierversuchsfreien Tests waren aussagekräftiger, genauer und schneller als Tierversuche. Wir schauten nach Siegel, Label und nach Firmen, die uns zuverlässig versichern konnten, dass das Produkt tierversuchsfrei ist. In diesen Produkten konnten sich eventuell aber auch die sogenannten Altchemikalien befinden, der größte Teil aller Chemikalien, der vor 1981 nicht am Tier getestet worden war.
So gibt es widersprüchliche Auslegungen von zwei Gesetzen, die der Kosmetik-Verordnung und die des Chemikalien- Gesetzes. Diese Problematik stellt die hart erkämpfte Kosmetik-Verordnung immer mehr in Frage.
Anfang dieses Jahres entschied der Europäische Gerichtshof, nach den Rechtsvorschriften von REACH sei der Grundsatz einzuhalten, Tiere als letztes Mittel für Tests einzusetzen. Ein wegweisendes Urteil, entstanden durch die Klage einer Firma, die sich weigerte, Studien zur Entwicklungstoxizität an Hunderten von Kaninchen an einer Chemikalie durchzuführen.
Das deutsche Unternehmen Sunrise wollte im Rahmen der EU-Chemikalienverordnung REACH zwei Substanzen registrieren, die in Sonnencremes eingesetzt werden. Die Agentur der Firma verlangte Tierversuchsreihen an über 2000 Tieren. Der Hersteller legte Einspruch ein, die Behörde bestand auf Tierversuchen.
Teilweise geht es dann bei diesen Tests auch um vermeintlichen Arbeitsschutz.
Diese Problematik der sich überschneidenden Gesetze wurde vom Team um Professor Hartung, Toxikologe, an der Johns Hopkins University of Baltimore untersucht.
Von 419 Stoffen, die in der EU ausschließlich für Kosmetika bestimmt sind, wurden 63 Stoffe nach Inkrafttreten der Kosmetik-Verordnung, die Tierversuche verbietet, dennoch an Tieren getestet.
Sechs große Tierschutzvereine, d.h. auch Ärzte gegen Tierversuche e.V. und seine Dachverbände, haben sich zu einer Europäischen Bürgerinitiative zusammengeschlossen, um direkten Einfluss auf Gesetze zu nehmen. Innerhalb eines Jahres müssen eine Millionen Unterschriften gesammelt werden. Sieben Länder sind verpflichtet einen Mindestanteil an Unterschriften aufzuweisen.
Gefordert wird die Einhaltung der Kosmetik-Richtlinie sowie die Umgestaltung des EU-Chemikalienrechts, welches zweifellos ohne Tierversuche auskommen kann. Zudem wird eine schrittweise Abschaffung aller Tierversuche in der EU gefordert.
Bis dahin: Weiter nach Kosmetik unseres Vertrauens, weiter nach Kosmetik mit den bekannten Labels schauen! So sind wir auf der besseren Seite.
Bitte unterschreiben Sie die Petition der Europäischen Bürgerinitiative: Für ein Europa ohne Tierversuche!