Der Negativpreis, mit dem Ärzte gegen Tierversuche e.V. auf besonders grausame und absurde Tierversuche aufmerksam machen, (wir berichteten am 2. März, Link zum Blog) ist an die Arbeitsgruppe der Neurophysik der Philipps – Universität Marburg verliehen worden.
In nur wenigen Tagen haben 6.286 Menschen ihre Stimme abgegeben.
1.832 (29%) Stimmen erhielt die Philipps – Universität.
Und hier lässt sich nichts verschönen, auch nicht mit einem scheinbar empörten Aufschrei der genannten Institute.
Die Stimmabgabe erfolgte sicherlich ungläubig kopfschüttelnd, vielleicht auch voller Verachtung für eine Forschung, die zudem noch beansprucht, wissenschaftlicher Goldstandart zu sein, Steuer und Forschungsgelder verpuffen lässt und auf den Menschen nicht übertragbar ist!
Darum folgen zur Sicherheit immer Menschenversuche. Erst an wenigen freiwilligen Probanden, dann im großen Stil, oftmals in Ländern, wo sich arme Menschen gar keine Krankenversicherung leisten können, sie am möglichen medizinischem Fortschritt nicht teilhaben können.
Alle genannten Institute, und die fünf stehen nur symbolisch für viele andere, hätten diesen Preis verdient, einen Preis, der Grausamkeit und Absurdität an die Öffentlichkeit bringt.
Fragestellung des siegenden Instituts: Wie verarbeitet das Gehirn eine Eigenbewegung durch sich hin und her bewegende Punkte?
Wie üblich in der Hirnforschung wurden die Affen im sogenannten Primatenstuhl sitzend gezwungen, mit einem fixierten Kopf über das Kopfhalterungssystems Aufgaben am Computer zu lösen. Die Affen „arbeiteten“, indem sie einen roten Punkt auf dem Bildschirm fixierten, auf dem sich weiße Punkte hin und her bewegten.
Das Wort „arbeiten“ seitens der Hirnforschung klingt mehr als zynisch.
Die Tiere werden durch wahnsinnigen Durst, Folter ähnlich, gefügig gemacht. Sie betteln sozusagen wie Menschen durch Wohlverhalten ihren Peinigern gegenüber um ein paar Tropfen Flüssigkeit.
Gleiche Versuche wurden bereits mit Menschen, freiwilligen Probanden gemacht. Nur wurden sie nicht mit Durst gefoltert, mussten nicht mit fixiertem Kopf stundenlang Aufgaben erfüllen, sondern konnten die Versuche jederzeit abbrechen. Das Festschnallen des Kopfes für längere Zeit ist höchst belastend und viele Probanden brechen nach kurzer Zeit ab.
Einer Pressemeldung des Instituts zufolge habe das Projekt der AG Neurophysik zur Entwicklung eines Retinaimplantats (Sehprothese) beigetragen. Nur wurde das Projekt des Retinaimplantats bereits 2007 beendet, die gleichen Tests an menschlichen Probanden waren möglich und die Implantate wurden 2008 am Menschen getestet. Der Zusammenhang mit den jetzigen Versuchen erschließt sich hier nicht wirklich.
Der mit dem Negativpreis ausgezeichnete Versuch ist Grundlagenforschung.Per Definition muss kein konkreter Nutzen folgen.
Die ethische Vertretbarkeit und die Unerlässlichkeit, wie haben sie sich der Genehmigungsbehörde erschlossen? Grausamste Tierversuche dürfen durchgeführt werden, mit einem vielleicht entferntem Anwendungsbereich in weitester Zukunft. Sind unsere Gesetzte wirklich so streng, wie Befürworter der Tierversuchsindustrie uns glauben lassen möchten?
Es gilt eine Mauer zu durchbrechen, die absurder und grausamer Forschungsfreiheit einen Riegel vorschiebt. Moderne tierfreie , humanrelevante Forschungsmethoden schießen wie Pilze aus dem Boden. Sie anzuwenden und massiv zu fördern sind keine Zukunftsgedanken, sondern eine Forderung von heute und jetzt!