Es klingt nach einem schlechten Horrorfilm oder nach einer Verschwörungstheorie, aber es passiert genauso in Argentinien, Uruguay, China, Island und auch – ganz nah – bei uns. Pferde werden brutal gequält, mit dem Produkt der Quälerei werden dann weitere Arten gefoltert…
Steigerung der Fruchtbarkeit – Steigerung der Produktion von nichtmenschlichen Tieren
Was passiert? Worum geht es? Weiblichen Pferden wird auf Blutfarmen literweise Blut abgenommen, um mithilfe des damit gewonnen PMSG-Hormons (Pregnant Mare Serum Gonadotropin) bzw. eCG (Equine Chorionic Gonadotropin) die Fruchtbarkeit von anderen Tierarten, vor allem Schweinen, Schafen, Ziegen und Rindern, zu steigern: Das Hormon führt zu einer synchronen Fruchtbarkeit, die weiblichen nichtmenschlichen Tiere werden gleichzeitig empfangsbereit, können gleichzeitig künstlich befruchtet werden und gebären gleichzeitig. Perfekte Effizienz – passend für die industrielle Massentierhaltung…
Außerdem sind die Muttertiere schneller als normal wieder empfangsbereit, können erneut besamt werden… Dies bedeutet für die Muttertiere zusätzliche Belastung – Erholung ist ihnen nicht einen Moment vergönnt. Es soll so rasch wie möglich Nachwuchs produziert werden, damit die für die nichtmenschlichen Tiere ohnehin schon qualvolle Massentierhaltung noch „produktiver“ wird.
Oft bewirkt das Hormon auch, dass mehr Nachwuchs geboren wird als die Mutter Zitzen hat. Zudem kommen oftmals einige nichtmenschliche Tiere so schwach zur Welt, dass sie keinerlei Überlebenschancen haben – entweder sie sterben von selbst oder werden getötet. Für den Menschen heißt dies: Eng getaktete Fortpflanzungszyklen mit größeren Würfen versprechen einen unglaublichen Profit. Für die nichtmenschlichen Tiere bedeutet PMSG eine Vervielfachung und Intensivierung der Qualen in per se schon fürchterlicher und kaum auszuhaltender Massentierhaltung.
Zahlen zum PMSG-Hormon
Das Hormon ist in den ersten 40 bis 140 Tagen der Schwangerschaft im Blut der Stuten nachweisbar. Blutentnahme findet über einen Zeitraum von 2 bis 3 Monaten statt, wöchentlich bis zu 10 Liter Blut. In Argentinien und Uruguay geht es beispielsweise um mehr als 10.000 Pferde. Die nichtmenschlichen Tiere leiden unter dem hohen Blutverlust, sind ausgezehrt und geschwächt. Die Fohlen der Stuten werden zumeist abgetrieben, damit die Stuten abermals besamt werden können und somit wieder zur Blutentnahme bereitstehen. Die Animal Welfare Foundation deckte diese Zustände in den Jahren 2015-2018 auf.
Pharmaunternehmen, die in der PMSG-Produktion aktiv sind, wichen auf Pferde in Island auf, als diese Zustände bekannt wurden. In Island leben viele Pferde das ganze Jahr über auf Weiden und sind halbwild. Die AWF dokumentierte 2021 auch hier fürchterliche Zustände: Auf 120 Farmen werden 5.300 Stuten über 2 Monate lang pro Woche 5 Liter abgenommen. Den Stuten, die den Menschen nicht gewöhnt und daher umso mehr verängstigt sind, wird in Fixierboxen eine Kanüle in die Halsvene gestochen, von dort wird das Blut direkt in einem Kanister abgefangen. Die Farmer*innen haben hier ein lukratives Geschäft entdeckt und geplant ist eine Aufstockung auf 20.000 Stuten.
Die Situation in Deutschland
Aber so etwas gibt es doch nicht bei uns, mag der ein oder die andere jetzt denken (oder hoffen)… Oh doch, weit gefehlt… In Thüringen ist dies seit 40 Jahren Praxis: Auf einem Gestüt in Meura wird ca. 60 Tage lang an bis zu 4 Tagen pro Woche schwangeren Stuten jeweils 2 Liter Blut entnommen.
Hier wird Plasma von roten Blutkörperchen getrennt, diese werden den nichtmenschlichen Tieren am nächsten Tagen zurückinfundiert. Aus dem Plasma wird PMSG extrahiert. Folgen für die Tiere sind dennoch auch hier immens: Erhebliche Verletzungen der Halsvene und Verlust von wichtigen Blutbestandteilen.
Wichtig zu wissen: Das Blutabzapfen hierbei ist tierschutzwidrig und damit rechtswidrig. Die Blutentnahme für die Produktion gilt als Tierversuch, sofern dem nichtmenschlichen Tier Schmerzen, Leid oder Schäden entstehen. Tierversuche aber müssen „unerlässlich“ sein. Das sind diese Blutentnahmen aber keineswegs, ist doch eine Brunstsynchronisation auch hormonfrei durch synthetische Mittel herbeiführbar: 30 Alternativen sind aktuell bekannt.
Nachträglich wurde in Thüringen 2020 eine Tierversuchsgenehmigung erteilt. Eine Beschwerde der AWF hatte keinen Erfolg.
Was kann und sollte jeder dagegen tun
In der Schweiz soll, so der Schweizer Bauernverband, seit September 2022 auf das Hormon verzichtet werden. Damit ist dort zumindest den Pferden geholfen. Die Schweine, Rinder, Ziegen und Schafe werden dann mit alternativen Mitteln bis an die Grenzen der Fruchtbarkeit gedopt. Auch hier ist dringend Einhalt geboten, denn die Lösung für uns alle ist und bleibt vegane Ernährung und eine hiermit verbundene Minimierung von Tierleid. Tierproduktion muss der Vergangenheit angehören.
PMSG selbst hilft nur wirtschaftlichen Interessen und dient der massenhaften Produktion von billigem Fleisch – mit Leid auf Seiten der Pferde und auf Seiten der Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen.
Helfen Sie, dieser Folter ein Ende zu setzen. Wir können alle dazu beitragen.
Es ist wichtig, dass das Fruchtbarkeitshormon in Deutschland weder gewonnen noch nach Deutschland importiert oder hier verwendet werden darf. Die Animal Welfare Foundation hat hierzu eine Petition gestattet. Bitte unterstützen Sie diese! Im Sinne der gequälten Pferde, Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe!
Link zur Petition: www.animal-welfare-foundation.org/pmsg-verbot-deutschland
Text von Anita Baron
Quellen:
- https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/news/aktuelle-news/3635-illegale-
tierversuche-mit-blutstuten (abgerufen am 17.10.2022) - https://www.animal-welfare-foundation.org/projekte/blutfarmen (abgerufen am
18.10.2022) - https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/hormonhandel-pferdeblut-fuer-
schweinefleisch (abgerufen am 18.10.2022) - https://www.cavallo.de/reitsportszene/ist-die-hormongewinnung-von-tragenden-
stuten-legal/ (abgerufen am 18.10.2022) - https://www.animal-welfare-foundation.org/pmsg-verbot-deutschland (abgerufen am
18.10.2022)