Lungenbläschen-Chip ermöglicht Untersuchung von Superinfektionen

InfectoGnostics-Forscher*innen aus Jena haben ein künstliches Modell eines Lungenbläschens auf Grundlage menschlicher Zellen entwickelt. Mittels dieses Lungenbläschen-Chips hat das Forscherteam am Universitätsklinikum Jena Influenza-Infektionen untersucht, die mit einer zusätzlichen Staphylokokkeninfektion einhergehen.

Die Untersuchungen zeigten, dass bei gleichzeitiger Infektion von Viren und Bakterien die schützende innere Schicht der Blutgefäße derart geschädigt wird, dass die Barrierefunktion nicht mehr aufrechterhalten werden kann und sich Erreger und ihre giftigen Stoffwechselprodukte schneller in der Lunge verbreiten können. Dies führt in der Folge zu teilweise schwere Lungenentzündungen.

Durch das tierversuchsfreie Modell war es den Forscher*innen erstmals möglich, eine solche Superinfektion gezielt an menschlichem Zellmaterial zu untersuchen. In einer offiziellen Stellungnahme heißt es : „Mäuse können im Verhältnis zu ihrer Körpermasse viel höheren Lasten an Infektionserregern ausgesetzt werden, bevor überhaupt Symptome auftreten. Die Infektionsverläufe sind zudem sehr speziesspezifisch, was die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen weiter erschwert. Für uns war also schnell klar: Wir brauchten Tests mit menschlichen Zellen, um wirklich etwas über für Menschen relevante Infektionsverläufe zu erfahren.“

Nachdem sich das Modell bereits bei den Untersuchungen von Influenza-Infektionen bewährt hat, ist es für die Wissenschaftler*innen durchaus denkbar, Untersuchungen zum Infektionsverhalten des SARS-CoV-2-Erregers durchzuführen. Die Entwicklung weiterer Organmodelle wie z.B.  Leber und Darm sind geplant.

Quelle: https://idw-online.de/de/news744587