Rückblick: 2009 – Macht Pelz schön?

Die TierVersuchsGegner Berlin und Brandenburg e.V. feiern Ihr 40-jähriges Jubiläum. Dies möchten wir zum Anlass nehmen, um in unserer Blogreihe „40 Jahre TierVersuchsGegner Berlin und Brandenburg e.V. “ Rückschau zu halten auf Höhepunkte unserer vier Jahrzehnte ehrenamtlicher Arbeit.

Macht Pelz schön?

Es gab eine Zeit, da war Pelz tragen sehr verpönt. Da hatten Tierschützer*innen sogar etliche Prominente auf ihrer Seite. Das immense Leid der Tiere rückte in den Vordergrund. Es war anrüchig, Pelz zu tragen. Wer Pelz trug, war nicht „up to date“. Entschuldigungen wie „den hab ich noch von meiner Oma“ hörte man von Angesprochenen immer wieder. Doch dann änderte sich die Meinung. Grenzen öffneten sich. Der betuchte Ostblock wandelte im Pelz. Pelz war wieder ein Modehighlight. Aber doch noch nicht erschwinglich für alle. Also musste er vorgezeigt werden. Plötzlich wurde bei irgendwelchen Events wieder ungeniert und ganz offen Pelz getragen. Sogar Schauspielerinnen, die sich dagegen geäußert hatten, kramten den Fuchskragen wieder vor, mit leblosen Glasaugen, die traurig in die Gegend guckten. Wir fanden das grauenvoll. Menschen, ihren geliebten Hund an ihrer Seite, wickelten sich nun gedankenlos wieder in wallenden Pelz. Hatten sie nicht noch einen kleinen Funken Mitgefühl in ihrem Herzen?

An das Gute glaubend, liefen wir Schilder tragend in langen Reihen über den Kudamm und durch andere Einkaufsstraßen, suchten die Blicke der Menschen. Auf den Schildern stand zu lesen: „Pelz macht nicht jünger! Pelz macht nicht faltenfrei! Pelz macht nicht schöner!  Pelz macht nicht sexy!
Pelz tragen bedeutet kaltherzig und gleichgültig sein!“
Natürlich standen wir auch vor den Pelzläden. „Pelz Lösche“ war unser ganz spezieller Freund. Eine Verfügung durch die Polizei, uns zu verbannen, erreichte er nicht. Für potentielle Käufer*innen waren wir mehr als unbehaglich und das Shopping bekam so einen Wermutstropfen.

Bei einer dieser Aktionen entdeckten wir einen Pantomimen. In Paris und London längst zum Stadtbild gehörend, bei uns eher rar. Die Idee einer Antipelzaufführung war geboren.

Unser sehr engagierter, professioneller Pantomime – weiß geschminkt und mit einem Pelz bekleidet – stand für alle gut sichtbar auf einem hohen Podest. Unterstützt wurde er von Mitgliedern unseres Vereins, ebenfalls pelzig, ebenfalls weiß geschminkt, zu seinen Füßen sitzend. Klassische Musik und die entsetzlichen, unüberhörbaren Todesschreie der Pelztiere unterstrichen die Darbietung aus einem Lautsprecher. Und dann begann der Pantomime, sich langsam zu bewegen, nach den Versen, die das Pelztragen und dessen Hintergründe beschrieben.

 

Zunächst positiv für den Pelzträger, den er selbst verkörperte, dann aber in sich gehend und überlegend und zum Schluss zu einer ganz anderen Einsicht kommend, wie auch die Pelzträgerinnen zu seinen Füßen. Nie mehr Pelz, das war die frohe Botschaft, die am Ende alle teilten und die fröhlich weitergegeben wurde! Sicher haben wir mit dieser perfekten Aktion sehr, sehr viele Menschen nachdenklich gestimmt, waren an der Entscheidung “Nein zu Pelz“ beteiligt. Warfen Schneebälle, die weiter rollten und größer wurden.

Und trotzdem, das Thema ist noch aktuell. Das Leid unserer Mitgeschöpfe darf nicht egal sein. Hoffnung bringt eine Jugend, die plötzlich aufwacht, die mit Fridays for Future die Welt überzieht. Die die Spaßgesellschaft in Frage stellt. Eine Jugend, an die wir wieder glauben dürfen. Die vielleicht nicht mehr Pelze tragen wird.

Kürzlich hat das englische Königshaus verkündet, seine Mitglieder werden keine neu angefertigten Pelze mehr tragen, eine wunderschöne Botschaft!

 

Hier einige der Verse, die wir abspielten:

 Pelz macht schön – das könnt ihr seh’n
der Pelz ist echt – das ist mir recht
und leiden Tiere Not und Qual
für meine Schönheit – mir ist’s egal.

In der Falle gefangen – im Käfig dahinvegetiert
am Ende vergast, erdrosselt oder stranguliert
wie man so viel Elend am Körper tragen kann
kein fühlender Mensch das je begreifen kann

Pelz macht nicht schön – das kann ich jetzt seh’n
der Pelz ist echt – das ist mir nicht mehr recht
es leiden Tiere Not und Pein
für meine Schönheit – braucht und darf es nicht sein.