Die TierVersuchsGegner Berlin und Brandenburg e.V. feiern Ihr 40-jähriges Jubiläum. Dies möchten wir zum Anlass nehmen, um in unserer Blogreihe „40 Jahre TierVersuchsGegner Berlin und Brandenburg “ Rückschau zu halten auf Höhepunkte unserer vier Jahrzehnte ehrenamtlicher Arbeit.
Unseren emotionalsten Erfolg errungen wir 1993. Die in Berlin durchgeführten Experimente in der Hirnforschung an Affen waren Ziel unseres Protests und wir versuchten mit allen Mitteln, diese zu beenden. Die Versuchsreihe mit Rhesusaffen fand 6 Monate lang im Instrumentalkäfig statt, in denen die Tiere einzeln gehalten wurden und keine Beschäftigung hatten. Dazu kam, dass sie ständig durch die im Schädel implantierten Elektroden und Sonden an einem Monitor angeschlossen waren. Grausame Versuche, wie sie leider auch heutzutage noch durchgeführt werden.
Brigitte Jenner, damals 1. Vorsitzende der TierVersuchsGegner, durfte zusammen mit Abgeordneten der SPD bei einem solchen Tierversuch in den Zentralen Tierlaboratorien (ZTL), im Volksmund Mäusebunker genannt, anwesend sein. Ihre Beschreibung von diesen Versuchen entsetzte uns fürchterlich.
Wir kämpften mit vielen anderen Tierschützer*innen, immer mit fairen Mitteln, um die Beendigung dieser Versuche von Prof. Quabbe. In einer bundesweiten Aktion, aufgerufen von den TierVersuchsGegnern Berlin und Brandenburg, bekam Gesundheitssenator Dr. Luther mehrere hundert Plüschaffen zugeschickt.
Diese hatten einen Verband um den Kopf, die Verletzungen der Tiere wurden mit rotem Nagellack kenntlich gemacht. Die Plüschaffen gingen nachher alle an mehrere Waisenhäuser, natürlich ohne Verband. Nach dreijährigem, hartem Kampf hatten die TierVersuchsGegner zusammen mit anderen Tierschützer*innen erreicht, was eigentlich unmöglich schien: Senator Luther stoppte 1992 die seit 10 Jahren laufenden Experimente mit Rhesusaffen in der Hirnforschung.
Nach der Entscheidung von Dr. Luther kämpfte Brigitte Jenner noch drei Monate um die Übernahme der jetzt übrig gebliebenen Rhesusaffen, um wenigstens den Tieren noch ein einigermaßen erträgliches Weiterleben zu ermöglichen. Und der Kampf hat sich gelohnt! Ihr wurde zugesagt, dass sie drei weibliche Tiere übernehmen könne. Zwei waren noch in der Eingewöhnungsphase und Pina schon im Vorversuch. Alle Tiere waren sehr scheu und drängten sich bei unserem Kommen in die oberste Ecke der Käfige. Zuerst wurde Pinas Kopf von den Messinstrumenten befreit und ihre Schädeldecke mit Zahnzement geschlossen. Im Januar 1993 war es dann endlich soweit, mit Pina konnte die erste Äffin übernommen werden. Unter großem Medienspektakel wurde die Umsiedlung von Pina begleitet. Zahlreiche Zeitungen berichteten und auch ein Fernsehteam der ARD begleitete diese Rettungsaktion. Im halbwachen Zustand wurde die Äffin in einem durchsichtigen Transportkäfig Brigitte Jenner übergeben. Pina sah sichtlich mitgenommen aus. Brigitte Jenner hielt ihre Hand und streichelte sie. Sicherlich ein sehr bewegender Moment. Eine Tierärztin beobachtete ständig den Zustand der Äffin. Aber nun ging es endlich aufwärts für das geschundene Tier und sie kam in ihr neues Zuhause in eine Tierpension nach Brandenburg. Einige Zeit später konnten auch die beiden anderen Äffinnen übernommen werden. Sehr schwierig und aufwendig war es, die immer einzeln gehaltenen Tiere aneinander zu gewöhnen. Viele Jahre haben wir dann durch regelmäßige Besuche in der Tierpension die Äffinnen betreut, bis sie verstarben – und, sie wurden mit der Zeit so zutraulich, dass sie uns aus vorgehaltener Hand sogar Leckerli entnahmen.
Doch nicht nur dieses Projekt konnten die TierVersuchsGegner durch ihre unermüdliche Arbeit stoppen. Es gelang uns zeitgleich auch, dass die jahrelange Hirnforschung an Javaneraffen durch Prof. Grüsser an der Freien Universität Berlin ebenfalls keine Genehmigung mehr erhielt.
Die Rettung der Affen und der Stopp von gleich zwei Tierversuchsprojekten in Berlin ist für viele Mitglieder der TierVersuchsGegner auch heute noch ein echtes Highlight unserer unermüdlichen Arbeit gegen Tierversuche und wird stets dazu dienen, uns anzuspornen auch in der Zukunft unseren Kampf für ein Ende aller Tierversuche fortzuführen. Doch es ist nicht der einzige Erfolg, den wir in unseren 40 Jahren erringen konnten. Über einen weiteren Meilenstein berichten wir im kommenden Teil unserer Blogreihe „40 Jahre TierVersuchsGegner Berlin und Brandenburg e.V.“.