Heiß diskutiert wurde gestern Abend im Berliner Abgeordnetenhaus über eine stärkere Finanzierung tierversuchsfreier Forschungsmethoden. Geladen hatten die TierVersuchsGegner Berlin und Brandenburg e.V. gemeinsam mit Dr. Stefan Taschner, dem Tierschutzpolitischen Sprecher der Berliner Fraktion des Bündnis 90/Die Grünen. Mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft wurde darüber beraten, wie Forschung ohne Tierverbrauch stärker gefördert werden kann.
Berlin soll Hauptstadt der tierversuchsfreien Forschung werden, so steht es im Koalitionsvertrag. Davon jedoch ist die Stadt derzeit noch meilenweit entfernt. Die Veranstaltung machte deutlich, dass derzeit noch viel zu wenig getan wird, um von den veralteten, auf Tierversuchen basierenden Methoden wegzukommen. Ein großes Problem ist, dass tierversuchsfreie Methoden – im Gegensatz zu Methoden, die im Tierversuch entwickelt wurden – ein langwieriges Validierungsverfahren durchlaufen müssen, um von Behörden anerkannt zu werden. Auch Dr. Uwe Marx von der Tissuse GmbH, die den Multi-Organ-Chip auf den Markt gebracht hat, beklagte, dass Deutschland mittlerweile vom Rest der Forscherwelt überholt worden ist. Ein klarer Fingerzeig ging auch Richtung Politik, die Anreize und Beweggründe schaffen muss, tierversuchsfreie Forschung voranzubringen. Als Beispiel wurde das Verbot von Tierversuchen für Kosmetik angebracht. Dieses führte unmittelbar dazu, dass die Industrie sehr viel Geld in die Erforschung tierversuchsfreier Hautverträglichkeitstests investierte. Immer wieder klang während des gestrigen Fachgesprächs der Wunsch an, dass die verschiedenen Akteure – Wissenschaft, Behörden und Industrie – enger und effektiver zusammenarbeiten. Es wurde sich auf die Ausgestaltung eines runden Tisches verständigt um gemeinsam daran zu arbeiten, die vorhandenen tierversuchsfreien Methoden besser zu nutzen und die Entwicklung neuer tierversuchsfreier Methoden und deren Validierung schneller durchzusetzen.