Ende Mai musste sich eine ehemalige Tierpflegerin der Medizinischen Universität Wien vor Gericht verantworten. Unseres Erachtens gehörten noch weitere Personen auf die Anklagebank, die aber auf Grund ihres Status den Kopf aus der Schlinge ziehen konnten.
Die ehemalige Tierpflegerin arbeitete in einem Mäusezuchtlabor des Zentrums für Biomedizinische Forschung der MedUni Wien. Ihr wurde Tierquälerei und Vernachlässigung der Tiere zur Last gelegt, wobei mehr als 100 Mäuse qualvoll starben. Sie verhungerten oder verdursteten.
Die ehemalige Tierpflegerin wurde freigesprochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Ein Kontrollgang einer Tierärztin, durchgeführt in der Regel alle 3 Jahre, brachte die erschütternden Umstände ans Licht. Die Tierpflegerin war ihren Angaben zufolge für das „Wohlergehen“ von 6 000 Mäusen in 1 900 Käfigen zuständig. Allein! Schon diese Tatsache hätte den Institutsleiter und die zuständige Tierschutzbeauftragte auch auf die Anklagebank bringen müssen. Die angegebenen Zahlen machen es zeitlich schlichtweg unmöglich, täglich zu füttern, zu tränken, auf das Befinden der Tiere zu achten und zusätzlich Käfige zu reinigen.
Die kontrollierende Tierärztin sprach von strengem Verwesungsgeruch, tote Mäuse lagen herum, als stumme Zeugen einer Anklage. Sie lagen gemeinsam, verhungert oder verdurstet mit den noch Lebendigen, in den Käfigen und in den Gängen. In den meisten Käfigen befand sich weder Futter noch Wasser. Aus Zeitmangel wurde das Futter oft in den Käfig zwischen verweste Mäuse und Kot geworfen.
Auch gehörte zu den Aufgaben dieser Tierpflegerin das Töten von bis zu 600 Tieren in der Woche, per Genickbruch oder Gas, im Akkord. Allein hier dreht sich schon wieder der Magen um. Öffnet sich ein Fenster in das Innere der Tierhaltung einer Uni, so ist Covance überall. Auch in Wien. Die zu tötenden Mäuse werden für die Forschung schlichtweg nicht gebraucht. Es sind die sogenannten Überschusstiere. Sie haben entweder das falsche Geschlecht, das falsche Alter oder den falschen Genzustand. Sie sind Wegschmiss. Müll.
Und auch hier ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, welcher geklärt werden muss.
Laut Medien gab die Tierpflegerin zur Auskunft, viele Mäuse wären von ihr eh getötet worden. Aus Zeitmangel hätte sie die getöteten Tiere in den Gang geworfen.
Machen wir uns klar, dass sie nicht auf Grund eines kranken, psychischen Zustands freigesprochen wurde. Sie machte Überstunden, verbrachte ihre Wochenenden im Labor, nahm keinen Urlaub. Niemand durfte in ihren Bereich.
Fiel das nicht auf? Es fiel auf. Ehemalige Kollegen, der Leiter der Einrichtung, sie ahnten es. Aber nun doch wirklich nicht in diesem Ausmaß! Da hätte man ja interveniert.
Glaubte die Tierpflegerin, sie nähme an einem großartigen, von der Tierversuchslobby ständig gepriesenem Forschungsgeschehen teil, müsste funktionieren, funktionieren zum Wohle der gesamten Menschheit?
Sah sie nicht das Elend der Tiere, welches nie sinnvoll sein kann? Zu dem sie durch ihr Handeln noch weiter beitrug und was niemanden wirklich zu interessieren schien? Sah sie das Leid?
Empathie und Mitgefühl, dafür gibt es in der Routine des Quälens und des Tötens in einer Versuchstiereinrichtung keinen Platz, nicht in Wien, nicht in Berlin, nirgendwo.