Tierversuche – ein Basiskarteikasten für Outreach-Gespräche

Um neben den Selbstmachtipps für flinke Pfötchen auch unser Gehirn mit Informationen zu füttern, gibt es heute eine schnelle und leicht verständliche Übersicht an die Hand, warum Tierversuche wissenschaftlich mehr als fragwürdig und gefährlich sind.

Die nachfolgende Tabelle soll vor allem eine hilfreiche Argumentationsbasis bieten und wurde von mir im Stil meiner Lernblätter für die Diplomprüfungen stichpunktartig umgesetzt. Die Punkte können natürlich gerne individuell ergänzt oder – als gute Diskussionsgrundlage – auf Karteikarten überführt werden.

1) Artunterschiede
  • Bericht der Expertenkommission der britischen Pharmaindustrie (1963): „Das Resultat eines Arzneimittel-Toxizitätstests an einer bestimmten Tierart hat keine Gültigkeit für eine andere Spezies.“
  • Holtz, Pharmakologe: „Vergleichende Untersuchungen an Ratten hätten Contergan zur Anwendung beim Menschen freigegeben, nicht aber Aspirin.“
  • Die Einführung der Nierentransplantation beim Menschen wurde durch Tierversuche um Jahrzehnte verzögert, da es bei Experimenten an Hunden ständig zu Abstoßungen oder dem Tod der Tiere kam.
  • Neben der kürzeren Lebensspanne, einem anderen – zum Teil schnelleren – Stoffwechsel und anderen Immunreaktionen im Vergleich zum Menschen sind biochemische Reaktionen im Metabolismus generell nur für die untersuchte Art gültig.
  • Trotz bis zu 99% genetischer Übereinstimmung zwischen Mensch und Schimpanse laufen Krankheitsmechanismen (z.B. HIV oder Hepatitis C) völlig unterschiedlich ab.
  • Januar 2016: Trotz umfangreicher Tierversuche an Mäusen, Ratten, Hunden und Affen forderte die Substanz BIA 10-2474 (ein Schmerzlinderungsmittel und Stimmungsaufheller) das Leben eines menschlichen Probanden – bei 4 Weiteren kam es zu Hirnblutungen.
  • 2006 erkrankten sechs Probanden in einer Studie zum Antikörper »TGN1412«, der zur Behandlung von Multipler Sklerose, Blutkrebs und Rheuma vorgesehen war, an einer lebensbedrohlichen systemischen Reaktion (Zytokinsturm-Reaktion), während der Wirkstoff im Tierversuch von Affen bestens vertragen wurde. Im Reagenzglas wäre dies vorhersehbar gewesen.
  •  Dr. Robert Koch (1906): „Ein Tierversuch gibt nie sichere Indikationen auf das Ergebnis desselben Experimentes am Menschen.“
 

2) Arzneimittel-Risiko

  • Prof. Dr. Fickentscher, Pharmakologe (1979): „Tierversuche erhöhen nicht die Arzneimittelsicherheit, sondern verschlechtern sie.“
  • In Giftigkeitstests liefern Tierversuche Erfolgsquoten von 65%.
  • Prof. Dr. med. Pietro Croce, Chefarzt (1988): „Tierversuchsgegner zu sein bedeutet nicht, Tierliebhaber zu sein, sondern um die menschliche Gesundheit besorgt zu sein.“
  • Es gibt eine lange Liste von Risikomedikamenten, die für Tiere harmlos sind, für den Menschen aber tödlich.
  • Dr. Herbert und Dr. Margot Stiller, Fachärzte für Neurologie (1976): „Tierversuche haben nur eine Alibifunktion für Pharmakonzerne, die sich damit abzusichern hoffen.“
  • DDT wurde im Tierversuch als unbedenklich eingestuft.
 

3) Hemmung des wissenschaftlichen Fortschritts

  • Prof. Dr. med. Pietro Croce, Chefarzt (1988): „Es gibt keine Alternativen zu Tierversuchen, denn von Alternativen kann nur die Rede sein, wenn sie etwas Gleichwertiges ersetzen. Tierversuche sind nutzlos, irreführend und schädlich. »Medizinische Wissenschaft« hat mit dem Tierversuch nichts zu tun.“
  • Dr. James Burton (1945): „Die Experimente mit Tieren bedrohen selbst die Grundlagen der praktischen Medizin.“
  • Die Voraussetzung für Weisheit ist das unablässige Bemühen, selbst kritische Fragen zu stellen, statt eingefleischte Ideologien hinzunehmen und zu verewigen.
  • Dr. James Donald Whittall, Arzt (1981): „Hätte es nie Tierversuche gegeben, dann wären wahrscheinlich klinische Beobachtungen und die Forschung hochentwickelt und von Ärzten erzeugte Krankheiten (Medikamentennebenwirkungen) würden keine Gefahr darstellen.“
  • Klinische Erfahrungen führten zu den entscheidenden theoretischen Erkenntnissen über die Funktionsweise des Gehirns – so führte z.B. in den 30er Jahren die von Foerster durchgeführte elektrische Reizung der Großhirnrinde während neurochirurgischen Eingriffen bei Tumorpatienten zur landkartenhaften Darstellung der Großhirnfunktionen.
 

4) Innovationsdruck

  • Gemeinsamer Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen (2014): „Viele neue Inhaltsstoffe und Medikamente werden nicht gebraucht, weil es bereits genügend wirksame Produkte gibt.“
  • Brian Inglis, Medizinhistoriker (1965): „Die Zahl der Tierversuche nimmt jedes Jahr zu, weil immer mehr Arzneimittel auf den Markt kommen. Paradoxer Weise spiegelt die Zunahme der Tierversuche die Erkenntnis, wie unzulänglich die früheren Tests gewesen sind.“
 

5) Ohne Tierversuche

  • Charcot, ein berühmter Neurologe des 19. Jahrhunderts und Inhaber des weltweit ersten Lehrstuhls für Nervenleiden, war ein Tierversuchsgegner.
  • Innovationen bei tierverbrauchsfreien Methoden: Zellkulturexperimente, 3-D –Lungenmodell auf Zellbasis (MatTek Life Sciences), Organchips (organ on a chip), Organoide (z.B. Mini-Gehirn), Forschungsbau »Der simulierte Mensch«

 

Für mich als Risikogruppen-Angehörige für einen schweren COVID-19-Verlauf ist es unbegreiflich, dass horrende Summen an Forschungsgeldern für solch wissenschaftlich mehr als fragwürdige Methoden verschleudert werden, die die Gesundheit der Patienten auf ein reines Glücksspiel beschränken.

Wir benötigen zu unser aller Wohl eine Förderung tierverbrauchsfreier, humanbasierter Methoden hin zu wissenschaftlich-medizinischem Fortschritt in einer modernen und gerechten Zivilgesellschaft – einer Gesellschaft, die die Hintergründe begreift und proaktiv reagiert, um zukünftig das Leid zu unterbinden, das Tierversuche mit sich bringen. Hierbei kommt es auf jeden Einzelnen von uns an.

Eure

Natascha Brecht