“Tierversuchszahlen” Berlin 2019

Die “Tierversuchszahlen” von 2019 für Berlin wurden vom LAGeSo veröffentlicht. Es waren 185.265 erstmalig verwendete Tiere. Dazu kam die Anzahl der 3.337 erneut verwendeten Tiere. So ist die Anzahl der insgesamt zu wissenschaftlichen Zwecken verwendeten Tiere im Jahr 2019 für Berlin 188.602, wie es kühl im Amtsdeutsch heißt.

In der Regel werden die Tiere nach den Versuchen getötet oder wiederverwendet.

188.602 Einzelschicksale, lebende Wesen, die uns in ihren Gefühlen, Schmerzen und ihrem Willen zu leben so ähnlich sind. Im Neonlicht der Labore, in kleinsten Käfigen mit steriler Ausstattung, ohne Sonne, Regen und Wind, ohne irgendetwas, was auch nur an die Natur erinnert, laufen sie tausende Male ihren Käfig auf und ab, suchen nach einer Möglichkeit zu entkommen.

In der Tat ist die Zahl der „verwendeten“ Tiere gegenüber dem Vorjahr gesunken, was zunächst sicherlich positiv zu sehen ist. Jedoch hat dieses keine Aussagekraft auf die gesamte Entwicklung. Sind mehre Tierversuche mit einer großen Anzahl von Tieren, z.B. von Fischen, Hühnern oder Schweinen nicht durchgeführt worden, schlägt es sich sofort in den Zahlen nieder, kann sich dafür im nächsten Jahr wieder erhöhen.

Die Maus bleibt mit Abstand das am meisten “eingesetzte” Tier mit 85,9%, gefolgt von der Ratte mit 9,3% sowie den Haushühnern an dritter Stelle mit 1,8% oder einer Anzahl von 3.306 Tieren.

Die Anzahl der genetisch veränderten Tiere blieb mit 44,5% fast konstant gegenüber dem Vorjahr.

Laut dem LAGeSo lag der Schweregrad der Belastung “gering“ bei 44,1% der Tiere, die “mittlere“ Belastung bei 21,5% der Tiere und die Belastung “schwer“ bei 1,1%. Es waren also 1.886 Tiere, die lang anhaltende Leiden und schwerste Schmerzen über sich ergehen lassen mussten, ungeachtet des andauernden Verstoßes gegen die EU-Tierversuchsrichtlinie. Auch wird der Schweregrad der Leiden von den Forschenden selbst ermessen, ein weiterer Verstoß gegen die EU-Tierversuchsrichtlinie. Forschende brauchen den Versuch nur plausibel der Genehmigungsbehörde darzustellen, dann muss dieser genehmigt werden. Und auch hier verstößt Deutschland gegen die EU Tierversuchsrichtlinie.

Wie in den Vorjahren wird der weitaus größte Teil der Versuche in der Grundlagenforschung durchgeführt, 35%, gefolgt von den gesetzlich vorgeschriebenen Versuchen (regulatorische Zwecke) mit 18,8% und der translationalen und angewandten Forschung mit 31,6% der Gesamttierzahl.

Für die Hochschulausbildung und Schulung der beruflichen Fähigkeiten wurden 4.686 Tiere missbraucht. 53.996 Tiere wurden für wissenschaftliche Zwecke ohne vorherigen Versuch getötet.

Tierversuche sind ethisch nicht zu rechtfertigen, seien ein ethisches Dilemma, wie viele Forschende gerne betonen. Sie sind aber auch medizinisch zu hinterfragen, ihre Übertragbarkeit auf den Menschen bleibt ein Problem. Die versprochenen Durchbrüche der Heilung von Krankheiten bleiben aus, Wirkstoffe von Medikamenten, am Tier als positiv getestet, fallen zu 95% beim Menschen durch. Das sind nur einige Beispiele.

Nur ein Ja zu einem Ausstiegsplan aus Tierversuchen, mit zeitlich nahen, begrenzten Eckpfeilern und immensen Fördergeldern, lässt den Willen zu einer tierversuchsfreien Forschung aller Beteiligten erkennen, würde zum gewünschten Ziel führen.

Quelle: https://www.berlin.de/lageso/gesundheit/veterinaerwesen/tierversuche/versuchstiermeldung