Vorstufe des geplanten Einstein-Zentrums 3R in Berlin bewilligt

Der Vorstand der Einstein Stiftung Berlin hat die Vorstufe des Einstein – Zentrums 3R (3R: Replace, Refine, Reduce) bewilligt. Erklärtes Ziel des Zentrums ist es, Tierversuche im Bereich der biomedizinischen Forschung zu reduzieren und zu ersetzen.

In der Vorbereitungsphase werden die Infrastruktur und die Vernetzung der Forschung mit 522.000 Euro gefördert.Das Land Berlin stellt der Einstein Stiftung für die Jahre 2020/21 insgesamt 1.35 Millionen Euro für das neue Zentrum zur Verfügung, zusätzlich zu ihrem Grundhaushalt.

Initiiert wurde die Gründung des “ Einstein Zentrums 3R“ von der Charité-Universitätsmedizin Berlin sowie der Freien Universität (FU), der Humboldt Universität (HU) und der Technischen Universität (TU). Zudem entsteht das Zentrum in enger Kooperation mit dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), dem Berlin Institute of Health (BIH),  dem Bundesinstitut für Risikobewertung(BfR) und dem Robert Koch Institut (RKI).

Das Zentrum soll ein Forschungsnetzwerk schaffen, in welchem gemeinsam an Gewebemodellen geforscht wird und wo innovative Forschungsprojekte entstehen sollen.

Die Entwicklung von Therapiemodellen für menschliche Krankheiten sollen vorangetrieben, Tierversuche nach Möglichkeit ersetzt oder schonender, wie es heißt, gestaltet werden. Leider wird das Replacement (Ersatz von Tierversuchen) schon wieder verwässert, denn wie bisher immer, wird der Zusatz „nach Möglichkeit“ eingeräumt. Dieser Wortlaut wiederholt sich seit Jahren und lässt Tierversuche nicht weniger werden.

Um Transparenz zu schaffen, muss der Senat die Verwendung der Gelder festlegen und öffentlich machen. Es muss absolut nachvollziehbar sein, wie viel Gelder des Zentrums tatsächlich für die Erforschung von Alternativen zum Tierversuch genutzt und wie viele für andere Forschungsprojekte verwendet werden.

Der Berliner Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, Stefan Kraft, betont den Anspruch des Zentrums, Alternative Methoden zu Tierversuchen zu erforschen (Replacement), sieht aber die Stärkung des Refinements (Verringerung der Belastung der Tiere im Versuch) als ebenbürtig an. Natürlich sind das lobenswerte Ziele, sie halten aber im Kern an einer ethisch nicht akzeptablen und wissenschaftlich fragwürdigen Forschung fest.

Prof. Dr. Günter Stock, Vorstandsvorsitzender der Einstein Stiftung, spricht anlässlich der Förderentscheidung von der Bedeutung von Tierversuchen in der biomedizinischen Forschung und der hohen Verpflichtung, diese auf ein Minimum (das unerlässliche Maß) zu begrenzen. Diese „hohe Verpflichtung“ ist wahrlich nichts Neues, das schreibt das Tierschutzgesetz bereits vor. Und es erscheint fast fraglich, ob bei der „hohen Bedeutung von Tierversuchen“ der Ersatz, d.h. eine tierversuchsfreie Forschung, dann das vorrangige Ziel aller Beteiligten ist.

Bei einer Anhörung im Abgeordnetenhaus vor knapp eineinhalb Jahren am 4.3.2019 betonte Prof. Dr. Stefan Hippenstiel, Charité, das starke Potential Berlins zur Erforschung von Alternativmethoden in der Biomedizin. Er sprach von einer großen Herausforderung, Tierversuche durch etwas Besseres zu ersetzen. Unser Wunsch ist, dass sich das „Bessere“ auch durch die Arbeit des Einstein Zentrums 3R verwirklicht, mit jungen Forschenden, die bereit sind, neue, moderne tierversuchsfreie Forschung voranzutreiben.

Quellen: 09.07.2020, InVitro+Jobs,  Berlin: Einstein-Zentrum 3R für die Entwicklung von Alternativmethoden in der biomedizinischen Forschung ,  08.07. 2020, Informationsdienst Wissenschaft, Neues Einstein-Zentrum für alternativen Methoden zum Tierversuch in der biomedizinischen Forschung , Photo by Andrii Leonov on Unsplash