Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat die aktuellen Tierversuchszahlen für das Jahr 2018 herausgegeben. Demnach mussten insgesamt 2.825.066 Tiere in deutschen Laboren leiden und meistens auch ihr Leben lassen, oftmals auf furchtbare Weise. Im Vergleich zum Vorjahr 2017 gab es einen Anstieg um 17.768 Tiere. Zahlen, die das grauenvolle, einzelne Leid, das Schicksal jedes dieser Tiere in ihrer Größenordnung fast unfassbar machen. Sie klingen wie ein Hohn, zynisch, unverfroren, denn sie stehen im krassen Widerspruch zum angeblichen Willen und den betonten Bestrebungen von Wissenschaft und Politik, Tierversuche durch medizinisch verlässliche Methoden ohne Tierverbrauch ersetzen zu wollen. Es stellt sich immer wieder die angstvolle Frage, wie weit Menschen gehen können, wenn Geld, Macht, Karriere und scheinbares Ansehen Empathie ausschalten.
An oberster Stelle der missbrauchten Tierarten stehen mit rund 2,1 Millionen wieder die Mäuse, dicht gefolgt von Ratten mit 293.615 Tieren und Fischen mit 227.434 Tieren. Häufig bei Versuchen missbraucht werden auch Kaninchen (85.645 Tiere) und Vögel (39.745 Tiere). Zudem wurden 3993 Hunde und 3.311 Affen „verbraucht“.
Auffällig bei den Zahlen des BMEL ist, dass das Ministerium in seiner Veröffentlichung die 686.352 Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Tiere und die 40.480 wiederverwendeten Tiere trennend in Tabellen aufführt. So kommt das Ministerium offiziell zunächst auf 2,09 Millionen Tiere und der Eindruck Eindruck entsteht, dass die Tierversuchszahlen im Laufe der Jahre gesunken seien. Bis 2016 wurden nämlich die Tiere, die zu wissenschaftlichen Zwecken, etwa zur Organentnahme, getötet wurden, mitgezählt.
Die Tierversuchsstatistik gibt auch Aufschluss darüber, für welche Zwecke Versuche mit Tieren durchgeführt wurden. Der Großteil entfällt dabei mit 43 % auf die Grundlagenforschung, bei der Forscher*innen ohne konkreten Anlass ihrer wissenschaftlichen Neugier zu Lasten der Tiere nachgehen können. 22 % der Versuche werden für gesetzlich vorgeschriebene Tierversuche gemacht und 15 % für angewandte Forschung.
Viele der zum Teil großen Tiere, wie z.B. Pferde, Affen, Katzen, Hunde, 40.480 Tiere, wurden aus den Vorjahren wiederverwendet, andere starben schon beim ersten Versuch. 2018 wurden für Tierversuche 3993 Hunde missbraucht, dieses sind 659 Tiere mehr als 2017. Die Bilder aus den Auftragslaboren der LPT Hamburg sind allgegenwärtig. Bei den Affen sank die Anzahl der letztendlich zu Tode gequälten Tiere leicht. 95% der Langschwanzmakaken kommen aus Mauritius und China. Die Hölle beginnt für diese bereits beim Fang, der dortigen Zucht – und Haltungsbedingungen und des Fluges mit Air France in die Labore. Wo bleibt hier das Gewissen der Forscher, die ja doch möchten, dass es ihren Tieren gut geht?
Mit großer Besorgnis ist der Anstieg bei schwer belastenden Tierversuche zu sehen. Hier stieg die Zahl von 115.107 Tieren auf 124.702. Diese Versuche sind mit besonders belastenden Schmerzen und Leiden der Versuchstiere verbunden und sollen eigentlich nur in absoluten Ausnahmefällen genehmigt werden. Dass das deutsche Gesetz die Tiere hier im Stich lässt, zeigt der Anstieg der Zahlen.
Die TierVersuchsGegner Berlin und Brandenburg e.V. sind entsetzt ob der scheinbar mangelnden Bestrebungen von Forschenden und der Unfähigkeit der Politik, die Tierversuchszahlen immer noch nicht drastisch zu senken. Trotz vorhandener moderner Forschungsmethoden wie z.B. Multi-Organ-Chips lässt sich keine Trendwende in der Wissenschaft hin zu weniger Tierversuchen erkennen. Im Gegenteil, die Zahlen steigen und machen deutlich, dass Deutschland und seine Genehmigungsbehörden weiterhin auf veraltete und unethische Methoden setzten. Dies ist nicht nur zutiefst beschämend für die Bundesregierung und die deutsche Forschungsgemeinschaft, sondern auch eine Katastrophe für all die Versuchstiere. Die Tierversuchsgegner fordern einen Masterplan, um endlich aus Tierversuchen auszusteigen und eine tierversuchsfreie, humanrelevante Forschung zu betreiben.
Quelle: https://www.bmel.de/DE/Tier/Tierschutz/_texte/Versuchstierzahlen2018.html#Start