Überblick

Definition

Als Tierversuche werden gemäß dem Deutschen Tierschutzgesetz § 7 wissenschaftliche Versuche angesehen, bei denen lebendigen Tieren Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt werden.

Tierversuche sind grausam

Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Allein die Haltung in kleinsten Käfigen ist niemals artgerecht. Die Tiere werden vergiftet, mit Chemikalien vollgepumpt, verätzt, ihnen werden große Brandwunden zugefügt. Ihnen werden die Organe zerstört. Die Knochen zerbrochen oder zertrümmert, die Gelenke zerstört. Sie werden giftigen Gasen ausgesetzt, größter Hitze oder Kälte. Sie müssen unter größtem Durst für einen Tropfen Saft Computer bedienen. Man lässt sie schwimmen bis zur Verzweiflung, auf Laufbändern rasen. Zähne werden zertrümmert oder gezogen für neue Transplantate. Durch lauten Schall wird das Trommelfell zerstört, die Augen werden nach der Geburt zugenäht, sie werden in größte Angst und Panik gesetzt. In ihrem kurzen Leben gehen sie durch die Hölle.

Begründung von Tierversuchen

Tierversuche werden vorrangig damit begründet, menschliche Krankheiten heilen zu wollen, Schäden für Mensch, Tier und Umwelt abzuwenden oder Tierkrankheiten zu heilen. In der Grundlagenforschung möchten Forscher*innen neue Erkenntnisse gewinnen, denn lange Zeit glaubte man, Erkenntnisse aus dem Tierversuch 1:1 auf den  Menschen übertragen zu können. Das hat sich als Irrtum herausgestellt. Die Übertragbarkeit der gewonnenen Daten aus dem Tierversuch ist nur äußerst gering. Das belegen viele wissenschaftliche Studien.

Grundlagenforschung – für den vermeintlichen Erkenntnisgewinn

Tierversuche finden für verschiedene Zwecke statt: An Hochschulen und Universitäten werden sie in der so genannten “Grundlagenforschung” durchgeführt. In der Industrie findet ebenfalls Grundlagenforschung statt. Diese dient jedoch nicht wissenschaftlichen Zwecken, sondern der angewandten Forschung für die Vermarktung von Produkten.

Tradition 

Tierversuche haben eine lange Tradition, die bis in die Antike zurückreicht. Ab dem 17. Jahrhundert wurden sie von Gelehrten vermehrt betrieben. René Descartes definierte Tiere als Maschinen, deren Schreie dem Quietschen von Rädern gleichzusetzen seien. Seine Versuche waren unvorstellbar grausam. Was heute mit und an Tieren gemacht wird, ist nicht weniger qualvoll.

Proteste damals

Proteste gegen Tierversuche, besonders aus ethischer Sicht, gab es immer. Sie kamen von Philosoph*innen, Intellektuellen, Mediziner*innenn, aber auch aus der Bevölkerung. Entsetzt über die Rohheit Versuchs- und anderen Tieren gegenüber, wurde 1845 in Frankreich die SPA (Vereinigung zum Schutz der Tiere) von Etienne Pariset (1770-1847, Generalsekretär der medizinischen Akademie auf Lebenszeit) gegründet. 1850 wurde das Tierschutzgesetz durch die Nationalversammlung angenommen. Die größten intellektuellen Persönlichkeiten Frankreichs  (Victor Hugo, Gustave Flaubert, Jules Verne, Guy de Maupassant, Gustave Mistral und Edmond de Goncourt) unterschrieben diesen Tierschutztext. Victor Hugo sprach vor der Nationalversammlung für die Tiere, begleitet vom Gelächter und Gespött seiner Gegner.

Die traurige Realität

Unser Verhältnis und unsere Sichtweise Tieren gegenüber haben sich entschieden geändert. Dennoch sind Grausamkeiten im Versuch, die die totale körperliche und psychische Ausbeutung hinter verschlossenen Türen bedeuten, in Deutschland sowie in anderen Ländern, Realität geblieben.

Rechtfertigungen und neue Vorschriften

Nach der Contergan-Katastrophe in den sechziger Jahren wurden zahlreiche neue Vorschriften für Tierversuche entwickelt. Der Protest gegen Tierversuche  und die Forderung nach tierversuchsfreier Forschung brachen nicht ab.

Die 3Rs

Das 3R-Prinzip (Replace (ersetzen), Reduce (verringern), Refine (verfeinern)) wurde von W. Russell und R. Burch in ihrem 1959 publizierten Buch “The Principles of Humane Experimental Technique” entwickelt. Es bezeichnet Maßnahmen zur Reduzierung der Versuchstierzahlen und der Belastungen für Versuchstiere: Das Konzept gewann 2010 als EU Richtlinie und 2013 im novellierten Tierschutzgesetz und der Tierschutz-Versuchstierordnung gesetzliche Anerkennung in Deutschland. Somit sollten Tierversuche reduziert und letztendlich durch tierversuchsfreie Methoden ersetzt werden.  Bewahrheitet hat sich das bislang nicht.

Seit 1998 ist ein Anstieg von Tierversuchen in Deutschland zu vermerken. Gleichzeitig wirbt die Forschung auf Grund des 3R-Prinzips um größere Akzeptanz in der Bevölkerung.

Proteste heute – aus ethischer Sicht, aus medizinischer Sicht

Der stetige, immer größer werdende Protest hält jedoch an. Zivilisationskrankheiten konnten trotz Jahrzehnte langer Forschungen an “Tiermodellen“ nicht besiegt werden. Immer mehr Forscher*innen sprechen sich nicht nur aus ethischen, sondern mit fundierten Forschungsergebnissen auch aus medizinisch-wissenschaftlichen Gründen gegen Tierversuche aus. Sie beweisen in vielen Fällen nicht nur ihre Fragwürdigkeit, sondern sehen Tierversuche auch als Gefahr für die menschliche Gesundheit und den medizinischen Fortschritt. Asbest wurde z.B. lange Zeit nicht als krebserregend eingestuft, weil Versuche an Nagern diese Erkenntnis nicht zuließen. Bei der Entwicklung von Medikamenten versagt der Tierversuch mindestens zu 95%. Inzwischen spricht die forschende Industrie kaum noch von Heilung von Krankheiten, sondern möchte diese eher verstehen.

 

Bereiche, in denen Tierversuche gesetzlich vorgeschrieben sind:

  • Arzneimittelzulassung (Entwicklung, Erprobung und Wirksamkeit von Medikamenten)
  • Überprüfung jeder Produktionseinheit bei Infusionslösungen, Impfstoffen und biologischen Arzneimitteln
  • Herstellung von Impfstoffen und Seren
  • Prüfung aller Chemikalien, auch Alt-Chemikalien (REACH)
  • Diagnostik verschiedener Krankheiten
  • Prüfung der Wirksamkeit und der Nebenwirkungen von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln
  • Schädlichkeits- und Verträglichkeitsprüfungen von chemischen Substanzen des täglichen Bedarfs

Weitere Bereiche, in denen Tierversuche durchgeführt werden:

  • medizinische und biologische Grundlagenforschung
  • Erkennung von Umweltgefahren
  • Gentechnik
  • Prüfung von Düngemitteln
  • Aus-, Fort- und Weiterbildung
  • Möglichkeiten zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit von Nutztieren
  • Wirksamkeit von Waffen (ABC)

Mehr Informationen zum Thema Tierversuche finden Sie in unserer Literaturliste.