Endlich etwas weniger Tierversuche in der Hauptstadt

Berlin hat die offiziellen Zahlen der Versuchstiere für 2017 veröffentlicht. Insgesamt wurden 222.424 Tiere im Namen der Wissenschaft verwendet oder getötet.  Während in den Jahren 2015 zu 2016 nur ein geringer Rückgang zu verzeichnen war, hat sich 2017 die Zahl der Tierversuchstiere  um 29.822 Tiere verringert.

 

Der Rückgang betrifft hauptsächlich Mäuse (- 10,9 Prozent), Haushühner (- 74,2 Prozent), Krallenfrösche (- 96,4 Prozent), Hunde (- 74,2 Prozent), Meerschweinchen (- 49,4 Prozent), Goldhamster (- 30,4 Prozent) und Fische (- 17,3 Prozent). Der Verbrauch von Pferden und Eseln ist jedoch stark angestiegen (von 12 im Jahr 2016 auf 468 im Jahr 2017). Die Statistik weist damit die gewohnten saisonalen Schwankungen auf. Es zeigen sich hierbei Anfänge und Abschlüsse von Forschungsprojekten und dass einige Versuchstiere je nach aktueller Forschungsmode mal mehr und mal weniger gefragt sind.

Von den 222.424 eingesetzten Tieren waren mit 92.148 Tieren fast die Hälfte genetisch verändert. Betroffenen davon waren Mäuse, Ratten und Zebrabärblinge, eine Fischart aus der Familie der Karpfenfische.

Berlin teilt die durchgeführten Versuche in 4 Schweregrade ein. 42,8 Prozent der Tiere waren einer vorwiegend geringen Belastung ausgesetzt. 24 Prozent waren einer mittleren Belastung ausgesetzt und 2,6 Prozent der Versuche fielen in die Kategorie schwer. Einer Sonderkategorie werden all diejenigen Tiere zugerechnet, an denen einmalige Eingriffe unter Vollnarkose durchgeführt werden, ohne dass die Tiere daraus wiedererwachen. 2017 betraf das 30,6 Prozent der Versuchstiere.

 

Weiterhin viele Tierversuche in der akademischen Forschung

Die Statistik unterscheidet 4 Verwendungszwecke für Tierversuche. Verwendungszweck 1 umfasst die Tötung zu wissenschaftlichen Zwecken. Hierfür wurden 53.838 Tiere getötet. Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier einen Rückgang von 4.889 Tieren. Zur Aus-, Fort- und Weiterbildung wurden 2017 4.548 Tiere verwendet oder getötet, das sind 893 Tiere weniger als 2016. Für regulatorische Zwecke, also gesetzlich vorgeschriebene Tierversuche wurden mit 49.449 Tieren 12.956 Tiere weniger eingesetzt. Den höchsten Verbrauch gab es in der Kategorie „alle anderen Tierversuche“.  Dazu zählen z.B. Versuche für die Grundlagenforschung. 2017  wurden hierfür 114.589 Tier verwendet oder getötet- 11.085 weniger als 2016.

 

Suche nach tierversuchsfreien Methoden zeigt Wirkung

Die aktuellen Tierversuchszahlen für Berlin zeigen, dass v.a. im Bereich der gesetzlich vorgeschriebenen Versuche ein Rückgang an Versuchstieren zu verzeichnen ist. Von den fast 30.000 „eingesparten“ Tieren entfallen allein 13.000 auf diese Kategorie. Dies lässt sich größtenteils auf eine erfolgreiche Etablierung und Umsetzung von tierversuchsfreien Methoden in der Arzneimittelforschung zurückführen. Diese positive Entwicklung ist erfreulich und beweist, dass bisherige Bemühungen auf diesem Gebiet wie die internationalen Projekte EU-Tox Risk und Tox21 vorankommen. Beide arbeiten an einem tierversuchsfreien System zur Giftigkeitsprüfung.

Die Statistik macht aber auch deutlich, dass in der akademischen Forschung weiterhin an Tierversuchen festgehalten wird. Dies liegt zum einen an der mangelhaften Förderung tierversuchsfreier Methoden und deren Validierung, zum anderen am Festhalten an althergebrachten Forschungsmethoden.

Die TierVersuchsGegner Berlin und Brandenburg e.V. fordern, dass sich hier in Zukunft noch einiges tun muss, damit Berlin seinem Ziel, Hauptstadt der tierversuchsfreien Forschung zu werden, zügig näherkommt. 2017 war den Zahlen nach zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung.